Feministische Public Affairs – so kann sie aussehen

Alle, die schon mal ein Event der österreichischen Public-Affairs-Branche besucht haben, wissen, dass die Branche männerdominiert ist. Auch Lobbyistinnen gibt es, sie stechen nicht selten in einem Meer von dunklen Anzugträgern durch einen Klecks Farbe hervor. Wie können wir aus den kleinen Klecksen eine bunte Fläche machen? Und nicht nur, indem wir Männer bitten, den dunkelgrauen Anzug im Schrank zu lassen?

Feministisches Leadership Positioning

Im Zeitalter von LinkedIn nimmt das sogenannte „Leadership Positioning“ oder „Executive Positioning“ eine immer bedeutendere Rolle ein. Zur modernen Public-Affairs-Arbeit gehört neben der klassischen Lobby-Tätigkeit mittlerweile auch, sich im digitalen Raum eine Marke zu kreieren. Im Kern heißt das, durch konsistente Botschaften und Inhalte ein Bild davon zu vermitteln, für welche Werte und Ziele man einsteht und mitunter auch, für welche Art der Führung man steht. Immer mehr Public-Affairs-Manager:innen setzen hierbei – im Einklang mit dem Ansatz ihres Unternehmens – auf Themen im Spektrum der DEIB (Diversity, Equity, Inclusion & Belonging).

Erfreulich ist, dass es aufgrund dieses Trends beinahe schon „zum guten Ton“ unter Frauen im Public-Affairs-Management gehört, sich auch bei einem oder mehreren Frauennetzwerken ihrer Wahl – diese können auch branchenbezogen sein – zu engagieren und im digitalen Raum darüber zu berichten. Diese Sichtbarkeit allein schon kann junge Frauen mit Ambitionen in diesem Bereich gezielt dazu ermutigen, sich auf entsprechende Positionen zu bewerben und dadurch die Anzahl von Frauen im Berufsfeld der Public Affairs zu erhöhen.

Frauennetzwerke – Was bringen sie?

Frauennetzwerke und „Female Only“-Events sind regelmäßig der Kritik ausgesetzt, zwar „nett“ zu sein, aber fern von Macht und Einfluss. In einem männerdominierten Feld wie den Public Affairs mag das quantitativ stimmen, doch bedeutet es im Umkehrschluss nicht, dass entsprechende Netzwerke deshalb sinn- und wertlos sind. Im Gegenteil, sie können als feministische Teilöffentlichkeiten genutzt werden, in der Erfahrungen ausgetauscht, Seilschaften geknüpft und Geschäftsbeziehungen angebahnt werden.

Voraussetzung dafür ist, dass es den Veranstalter:innen oder Initiator:innen dieser Events oder Netzwerke auch gelingt, Frauen in wirklich einflussreichen Positionen zu einer Teilnahme oder Mitwirkung zu bewegen. Zusätzlich muss ein Bewusstsein dafür da sein, dass echte Solidarisierung notwendig ist, um tatsächlich etwas zu bewegen. Frauen, die sich in ihrem Leadership Positioning feministischen Werten und dem „Female Empowerment“ verschrieben haben, können noch mehr begeistern, indem sie bei ihren Aktivitäten „on the ground“ ihrer Vorbildfunktion gerecht werden.

Frauen müssen lernen, ihre Fähigkeiten und Erfolge zu vermarkten

Wer schon einmal auf einem solchen Event war, weiß, wie schwer es Frauen fallen kann, affirmativ über eigene Erfolge, Ideen oder Geschäftliches zu sprechen. Mut und eine authentische, selbstbewusste Offenheit an den Tag zu legen, sind aber Grundbedingungen, um in einen echten Austausch zu treten und einander in Erinnerung zu bleiben. Diese authentischen Beziehungen können dann in einem Zeitpunkt in der Zukunft den Grundstein dafür legen, dass Frauen einander wirklich dabei unterstützen, gläserne Decken zu durchbrechen und männerdominierte Räume wie das Berufsfeld der Public Affairs zu erobern.

Auch Agenturen, die Public-Affairs-Leistungen anbieten, können einen Beitrag dazu leisten, dass „feministische Public Affairs“ Einzug in die Unternehmenskultur halten. Einerseits, indem „top-down“ Problembewusstsein dafür geschaffen und zu Netzwerkaktivitäten in diesem Bereich ermutigt wird, andererseits auch durch Personalentscheidungen. Bei communication matters leitet mit Anna Jonas (bzw. in Karenzvertretung aktuell Franciska Göweil) bereits die dritte Frau in Folge das Public-Affairs-Team des Unternehmens. Im Team arbeiten regelmäßig etwa gleich viele Frauen als Männer. Klingt im Jahr 2024 nicht aufsehenerregend, ist es aber, wenn man einen Blick auf die Personalstruktur einiger anderer Lobby-Agenturen in Österreich wirft.

 

Verfasst von Rita Korunka


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