Er kann sich wohl zu den Pionieren zählen: Matt Hancock, Minister für Digitales, Kultur, Medien und Sport, hat eine eigene App herausgebracht. Michael McLaughlin, Leiter der Monitoring Unit unseres Interel Partnerbüros in London, hat sich das genauer angesehen. Er wirft auch einen Blick auf das Potenzial der App für die britischen Lokalwahlen im Frühling 2018.
Ähnlich wie in Österreich wurden auch im Vereinigten Königreich Politikerinnen und Politiker rund um die Wahlen 2017 umfassend begleitet, um auf Instagram & Co direkt mit ihren Wählerinnen und Wählern in Kontakt zu treten.
Digitalminister Matt Hancock mit eigener App
Registrierung: Ihre Daten, bitte!
Matt Hancock beschreitet mit seiner App neue Wege. Vorrangige Zielgruppe sind die Bewohnerinnen und Bewohner seines Wahlkreises West Suffolk. Er denkt also bereits an die nächsten Wahlen, denn zur Nutzung der App müssen sich User registrieren. Schließlich sind Direktkontakte Goldes wert. In der App eröffnet sich ein Newsfeed mit Kommentar-, Share- und Like-Funktion – ähnlich wie bei Facebook. Es gibt Live-Streams und Anliegen können direkt an Hancock gerichtet werden. Gruppenchats ermöglichen Vernetzung und Diskussion mit anderen Registrierten.
In den ersten Tagen wurde Hancocks App belächelt bis kritisiert. Vor allem der Umgang mit Daten erntete Kritik, etwa von der NGO Big Brother Watch im Magazin Wired: „It is quite fitting, given this Government’s incompetence on digital privacy issues, that our Digital Minister’s app steals a bank of users’ personal photographs, even when permission to access them is denied.“ Mittlerweile wurde bei der App diesbezüglich nachjustiert.
Soziale Medien: Einfluss schwer messbar
Der tatsächliche Nutzen Sozialer Medien in Wahlkämpfen ist immer noch umstritten oder auch einfach nur schwer messbar. So verweist der Politikexperte McLaughlin etwa auf die British Election Study, laut der die Auswirkungen von Jeremy Corbyns Snapchat-Aktivitäten unter den Erwartungen blieben: Ein messbarer Einfluss auf die Wahlbeteiligung Jugendlicher konnte damals wider Erwarten nicht festgestellt werden.
Für Lokalwahlen bleibt nach den Einschätzungen von McLaughlin der direkte Kontakt der effektivste Weg der Wahlkampfkommunikation. Mitglieder sowie Aktivistinnen und Aktivisten können mittels Sozialer Medien jedoch mobilisiert werden. Darüber hinaus gibt es Zweifel: „At least until social media platforms and the politicians that use them manage to grab the attention of voters as a whole, and not just those with a strong interest in politics who have nothing better to do than download an app by the Culture Secretary.“
Weitere Informationen
Matt Hancocks App auf iTunes und für Android
Interel Insight: The digital world of local politics
Wired: Matt Hancock MP has launched an app. And he wants all your data
British Election Study