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Gekommen, um zu bleiben: Digital Public Affairs

Spätestens seit Beginn der Coronapandemie im Frühjahr 2020 ist uns allen die Bedeutung des Zeitalters der digitalen Transformation glasklar geworden. Unsere Kommunikationsmechanismen verändern sich bereits seit Beginn der Informationsrevolution in den 1980er-Jahren drastisch, doch die Pandemie hat diese Veränderung noch einmal um ein Vielfaches beschleunigt. Für die Public-Affairs-Branche, die mitunter stark auf den persönlichen und analogen Austausch setzt, war der Umstieg von analog auf digital durchaus eine Herausforderung. Doch digital ist, wie auch der Public-Affairs-Experte Theo Koch bereits analysierte, selbst in der post-pandemischen Zeit gekommen, um zu bleiben. Für Public-Affairs-Berater:innen bedeutet dies die Notwendigkeit eines erweiterten Skill-Sets im Bereich Digital Public Affairs (DPA), das weit mehr bedeutet als die Digitalisierung bereits vorhandener Arbeitsweisen (Stichwort Monitoring Tools). Worum genau geht es also eigentlich, wenn wir über Digital Public Affairs sprechen?

Was ist Digital Public Affairs?

Die Österreichische Public Affairs Vereinigung definiert Digital Public Affairs als „strategischen Einsatz digitaler Tools, um das gesellschafts- und wirtschaftspolitische Umfeld in Hinblick auf die Themen und Interessen einer Organisation zu analysieren, zu managen und zu beeinflussen.“ Oder anders gesagt: Es geht um die strategische Einflussnahme durch digitale Kommunikationsmaßnahmen.

DPA verschafft uns mehr Zeit fürs Kerngeschäft

Klar, die Digitalisierung und künstliche Intelligenz bieten uns neue Möglichkeiten, bereits vorhandene, bisher manuell durchgeführte Arbeitsabläufe zu digitalisieren und somit effizienter zu gestalten. Monitoring- und Stakeholder-Analyse-Tools sammeln Informationen auf zahlreichen Kanälen, filtern diese und analysieren sie im besten Fall auch noch. Die sich rasant entwickelnde Künstliche Intelligenz wird hier außerdem als zusätzlicher Beschleuniger fungieren. Das erspart uns eine Menge Zeit und verschafft uns neu geschaffenen Raum, uns dem eigentlichen Kerngeschäft zu widmen: Der strategischen Beratung und der Interaktion mit relevanten Stakeholdern.

Durch DPA zu mehr Transparenz und Effizienz?

Dass genau diese Interaktion mit Stakeholdern auch digital funktionieren kann, hat sich bereits im ersten Jahr der Pandemie gezeigt: Rasch entstanden neue Formate und Plattformen wie stakedate. Laut Selbstbeschreibung eine „Online-Plattform, auf der Interessenverbände, Think Tanks, politische Parteien, Behörden, NGOs und Unternehmen ihre Positionen und Forderungen in verschiedenen Formaten zu legislativen Entwicklungen auf einer Plattform präsentieren und diskutieren können“. Die Plattform strebt neben dem praktischen Zugang zum digitalen Austausch unter anderem eine gesteigerte Transparenz im Bereich der Interessenvertretung nach dem Motto „Weg vom verrauchten Hinterzimmer, hin zur offenen, digitalen Bühne“ an. stakedate verbindet also den Aspekt des Netzwerkens mit dem strategischen Platzieren zielgerichteter Kernbotschaften und Interessen. Und das nicht ohne Erfolg: Bereits 714 Stakeholder aus diversen Branchen, öffentlichen Institutionen, Behörden und Parteien haben sich auf der Plattform registriert und nutzen diese auch regelmäßig.

Die Zeit der Lockdowns hat außerdem gezeigt, dass (insbesondere politische) Stakeholder mitunter leichter „digital erreichbar“ sind. Es ist einfacher und effizienter, einen ortsunabhängigen, 30-minütigen Videocall zu vereinbaren, als ein persönliches Treffen zu koordinieren. Es wird außerdem in Zukunft nicht mehr reichen, Expertise und komplexe Inhalte hochwertig und verständlich aufzubereiten und diese in analogen Stakeholder- oder Lobbyinggesprächen zu vermitteln. Vielmehr müssen passende Inhalte kanal-entsprechend aufbereitet werden, um auch so einfach und schnell die wichtigsten Stakeholder erreichen zu können.

Ausblick: Face-to-Face bleibt

Die Vorteile von Digital Public Affairs-Maßnahmen, also KI-basiertes Monitoring, digitales Netzwerken und das Platzieren von Kernbotschaften und Forderungen auf Online-Plattformen, werden jedoch eines nicht ersetzen können: Den direkten persönlichen Face-to-Face Kontakt, der einen informellen Charakter erlaubt und zum spontanen gemeinsamen Kaffee oder Mittagessen führen kann, bei dem Themen noch einmal nachbesprochen oder vertieft werden – kurzum das Entstehen von vertrauensvollen und nachhaltigen persönlichen Beziehungen. Wie Public-Affairs-Expertin Bettina Resl betont, dürfen auch neue Risiken, die mit der Verlagerung von Public Affairs in die digitale Welt einhergehen, wie Deep Fakes & Fake News, Datenschutzaspekte oder Vertraulichkeitsklauseln nicht unterschätzt werden.

Mechanismen und Maßnahmen von Digital Public Affairs wurden, sind und bleiben Teil der Toolbox von Public-Affairs-Manager:innen. Sie sind jedoch auf längere Sicht eher als Ergänzung zum Repertoire der Public-Affairs-Maßnahmen zu sehen, anstatt als vollständiger Ersatz dafür. Darüber hinaus gilt es, Antworten und Sicherheitsmaßnahmen auf neue Herausforderungen – Stichwort Künstliche Intelligenz – des digitalen Zeitalters zu finden.

Verfasst von Anna Jonas


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